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Sie möchten eine Selbsthilfegruppe gründen?
Dann wird Ihnen dieser Leitfaden hoffentlich weiterhelfen. Für viele Menschen waren und sind
solche Gruppen sinnvoll, für einige sogar eine ganz entscheidende Lebenshilfe. Wer eine
Selbsthilfegruppe aufbaut, leistet wichtige Arbeit. Aber oft ist es keine ganz einfache Aufgabe.
Damit Sie aus den Erfahrungen anderer lernen können, haben wir hier einige Informationen und
Anregungen zum Aufbau einer Selbsthilfegruppe zusammengestellt.
Sie werden hier nicht Antworten auf alle Ihre Fragen finden. Wir behaupten auch nicht, dass es
den einen idealen Weg gibt. Aber es ist vielleicht nützlich für Sie, etwas darüber zu erfahren, wie
andere Gruppen ihre praktischen Schwierigkeiten gelöst haben. Einiges hilft Ihnen in Ihrer
speziellen Situation vielleicht kaum weiter; anderes trifft dagegen genau zu.
Suchen Sie sich die Tipps heraus, die Ihnen sinnvoll erscheinen für das, was Sie vorhaben.
Einiges von dem, was Ihnen heute noch unbrauchbar erscheint, kann sich später als durchaus
nützlich herausstellen, wenn die Gruppe erst einmal längere Zeit besteht.
In diesem Leitfaden finden Sie Tipps zu folgenden Punkten:
1. Erste Schritte unternehmen
2. Die Selbsthilfegruppe organisieren
3. Räume finden
4. Die Gruppenarbeit gestalten
5. Den Rücken stärken
6. Selbsthilfekontaktstellen nutzen
7. Mit Fachleuten zusammenarbeiten
8. Öffentlich werden
9. Materialien erstellen
10. Geld beschaffen
11. Fördermittel beantragen
12. Sich weiter orientieren
Leitfaden „Starthilfe zum Aufbau von Selbsthilfegruppen“
Herausgeber:
Friedrichstr. 28, 35392 Gießen
Kontakt:
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur
Anregung und Unterstützung von
Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115, 10585 Berlin-Charlottenburg
Tel.: 030 / 31 01 89 60
Fax: 030 / 31 01 89 70
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de
Leitfaden „Starthilfe“, Blatt 01: Erste Schritte unternehmen
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG): Starthilfe zum Aufbau von Selbsthilfegruppen. Einlegeblatt
01: Erste Schritte unternehmen. Redigierte PDF-Version der Texte der 8. Auflage 2003, Gießen / Berlin 2014 1
Blatt 01 „Erste Schritte unternehmen“
Diese Broschüre richtet sich an Menschen, die überlegen, eine neue Selbsthilfegruppe ins Leben zu
rufen. Gehören Sie dazu? Welche Gründe haben Sie? Gibt es in Ihrem Leben Schwierigkeiten,
vielleicht eine schwere Krankheit oder eine besonders belastende seelische oder soziale Situation, die
es zu bewältigen gilt?
Wie auch immer – Sie sind entschlossen, sich mit anderen Menschen zusammenzutun, die gleiche
oder ähnliche Probleme haben.
Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe oder die Gründung einer neuen – so wie Sie es vorhaben –
wird in der Regel angetrieben von zwei Motiven:
Erstens vom „Leidensdruck“. Das heißt, die Betroffenen nehmen selber wahr, dass sie in eine
schwierige oder sogar bedrohliche Situation geraten sind, die ihr bisheriges Leben in Frage stellt. Sie
sind dann damit konfrontiert, dass vieles sich verändert hat. Sie stellen für sich fest, dass es nicht so
weitergehen kann wie früher, es muss etwas passieren. Man muss sich nach Hilfe umsehen, bei
Freunden und Verwandten, bei Fachleuten – und vielleicht eben auch in einer Selbsthilfegruppe.
Vielen Menschen fällt es sehr schwer (besonders vielen Männern!), das eigene Leiden und die
eigenen Probleme zunächst vor sich selber und dann auch vor anderen einzugestehen. Leben wir
doch in einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit und Gesundheit, Tüchtigkeit und Erfolg, Durchsetzungsund
Konkurrenzfähigkeit hoch bewertet; und nun soll man Hilflosigkeit oder zumindest
Hilfsbedürftigkeit eingestehen?!
Der „Leidensdruck“ ist hier ein wichtiger Motor, diese Hürde zu überwinden und sich anderen zu öffnen.
Zweitens vom „Prinzip Hoffnung“. Das heißt, dass Betroffene die Hoffnung haben, dass etwas zu
machen ist – im Unterschied zu Resignation, Aufgabe, Verzweiflung. Und dass sie die Hoffnung haben,
selbst etwas zur Besserung der Beschwerden und zur Lösung des Problems beitragen zu können – im
Unterschied zur Übergabe der Verantwortung an professionelle Hilfesysteme, z.B. an die Medizin.
Ob jemand dazu in der Lage ist, das eigene Leiden zu spüren und die Hoffnung aufzubringen, selbst
aktiv zu werden, hängt sicher ganz wesentlich von der eigenen Persönlichkeit ab, von der individuellen
Lebensgeschichte, von Vorerfahrungen mit hilfreichen Beziehungen zu anderen und von der
derzeitigen sozialen Umgebung.
Vielleicht wird Ihre Entschlusskraft und Ihr Mut auch dadurch gestärkt, wenn Sie von den positiven
Wirkungen der Selbsthilfegruppenarbeit hören.
Betroffene und Fachleute berichten
– von eindrucksvollen Erfolgen der Sucht-Selbsthilfe: hier werden durchaus lebensbedrohliche
Krisen bewältigt,
– vom Rückgang von Depressionen und Ängsten bei seelischen Störungen,
– von einem anderen Umgang mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen, die durch
Selbsthilfegruppen zwar nicht geheilt, deren seelischen und sozialen Folgen aber erheblich
gemildert werden können,
– davon, dass durch gute Gespräche manches Beruhigungs- oder Schmerzmittel ersetzt werden
kann,
– davon, dass die Betroffenen in Selbsthilfegruppen über diagnostische und therapeutische
Möglichkeiten oft viel besser informiert werden, was ein ganz wichtiger Schritt zu einem
„mündigen Patienten“ ist,
Leitfaden „Starthilfe“, Blatt 01: Erste Schritte unternehmen
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG): Starthilfe zum Aufbau von Selbsthilfegruppen. Einlegeblatt
01: Erste Schritte unternehmen. Redigierte PDF-Version der Texte der 8. Auflage 2003, Gießen / Berlin 2014 2
– davon, dass Selbsthilfegruppen neue „Netzwerke“ bilden; das ist für unsere Gesellschaft, deren
Zusammenhalt bröckelt und in der viele isoliert sind, von großer Bedeutung. Selbsthilfegruppen
sind dabei ein Ort, wo sich der Einsatz für die eigenen Angelegenheiten, das soziale
Engagement für Mitbetroffene und die Einmischung in die Lebensumstände verbinden können.
Nehmen Sie sich die Zeit,
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